Förderverein
St. Klemens e.V.
Alfred Thiemann, Vorsitzender
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Der selige Kaplan Eduard Müller war von 1931-1935 Schüler des Clementinum Belecke u. Bad Driburg. Hier einige Informationen zu Lebenslauf und Martyrium:
Eduard Müller stammte aus armen Verhältnissen in Neumünster, damals eine Arbeiterstadt. Sein Vater - zunächst Schuhmachermeister, später Rangierer bei einer Privatbahn - verließ die Familie einer anderen Frau wegen und ließ Eduards Mutter mit sieben Kindern allein zurück. Eduard war der jüngste. Die Mutter brachte die Kinder als Waschfrau und Stundenhilfe nur mit Mühe durch. Eduard machte nach der Volksschule eine Lehre als Schreiner.
19-jährig trat Eudard zum 7. Januar 1931 ins Studienheim St. Klemens in Belecke (gegr. 1922) ein, um das Abitur zu erwerben. Dort wurden - auch nach der Indienststellung des neuen Klemensheimes in Bad Driburg (1928) - immer noch die ersten Jahrgänge, das sog. "Juvenat", unterrichtet. Die Statistik des Clementinums zählt Ende 1931 rund 230 Schüler, davon 55 in Belecke. Konrektor im Belecker Heim war damals der Geistliche Alois Schnepper. Dieser beurteilt Müller posthum äußerst positiv: "Ich habe ihn sehr geschätzt. Gewissenhaft, fleißig, dabei tief fromm, war er ein Vorbild für seine Mitschüler." Zu Schuljahresbeginn Ostern 1932 (20. März) zieht Müller ins Clementinum Bad Driburg um.
Eduard leidet schwer unter seiner Armut. Das Schulgeld beträgt zu Beginn der 30er Jahre dreimonatlich 85 RM, Wohnung und Beköstigung belaufen sich auf 200 RM. Studienbeihilfen werden vom zweiten Jahr ab vergeben, allerdings abhängig von den eingehenden Spendengeldern. Die Finanzierung des Schulgeldes wird für Müller problematisch, er muß sich verschulden. Er sucht daher geflissentlich seinem Rektor aus dem Wege zu gehen, da er dauernd Rückstände hat. 1932 wurde auf dem Grundstück des Clementinums in Bad Driburg eine Marienkapelle aus Holz errichtet, herrlich gelegen am Waldrand, die ganze Stadt zu ihren Füßen. Es kann gut sein, dass Eduard Müller, selbst Schreiner von Beruf, hier mitgewirkt hat, da er stets bemüht war, Zuverdienstmöglichkeiten zu finden, um sein Schuldgeld aufbringen zu können (n.b.: die Marienkapelle wird auf dieser Homepage ausführlich beschrieben, siehe Trägerverein).
Vor der Prüfungskommission des Gymnasium Paulinum in Münster legten Müller und 25 Mitschüler aus dem Clementinum als externe Prüflinge am 25. März 1935 ihre Reifeprüfung ab. Das war so erforderlich, weil das Clementinum in jener Zeit Abiturprüfungen noch nicht in eigener Regie durchführen durfte. Müllers Gesamtnote lautete: gut. Statt in üblicherweise 6 Jahren schafft er das Abitur durch Überspringen einer Klasse in gut 4 Jahren.
Wann genau Eduard das Clementinum verließ, ist nicht exakt auszumachen. Das kommunale Melderegister jedenfalls dokumentiert für Müller einen Wohnsitzwechsel von Driburg nach Münster für den 30. März 1935. Zum 1. April 1935 nahm Müller nämlich in Münster sein Theologiestudium auf.
Nach seinen theologischen Studien in Münster und dem Pastoralseminar in Osnabrück wird Eduard Müller am 25. Juli 1940 von Bischof Dr. Wilhelm Berning im Dom zu Osnabrück zum Priester geweiht. Seine Kaplansstelle tritt er gemeinsam mit Johannes Prassek (32, Vikar) und Hermann Lange (31, Kaplan) an der Herz-Jesu-Kirche in Lübeck an. Müller ist "Adjunkt", so lautete damals der Titel des im Range dritten Vikars einer Pfarrei. Einer seiner Aufgabenbereiche ist die Betreuung von Jungen ab zehn Jahre in sog. "Glaubensstunden". Kirchliche Vereinsarbeit ist unter den Nationalsozialisten verboten. Mit seinen Mitbrüdern sorgt er sich bei Luftalarm um die Überbringung der Kranken aus dem gegenüberliegenden Marienkrankenhaus in den Luftschutzkeller.
Zusammen mit seinen Kollegen und dem benachbarten evangelischen Pfarrer Karl Friedrich Stellbrink (48) vervielfältigt und verteilt Müller Predigten des Bischofs von Münster, Graf von Galen, in denen dieser sich gegen die Ausrottung physisch und psychisch Kranker durch die Nationalsozialisten wandte. Auf Gruppenabenden in der Herz-Jesu-Gemeinde wird offen über die Sinnlosigkeit des Krieges diskutiert. Die Geistlichen werden verhaftet, ausgelöst durch eine Predigt Stellbrinks nach der Bombardierung Lübecks am 28./29. März 1942, die er als Strafe Gottes bezeichnete.
Die vier Geistlichen werden zusammen mit 18 Laien nach und nach in "Schutzhaft" genommen, Eduard Müller am 22.06.1942. Nach einem Jahr werden sie schließlich am 23.06.1943 vom eigens aus Berlin angereisten Volksgerichtshof wegen "landesverräterischer Feindbegünstigung", "Wehrkraftzersetzung", "Vergehen gegen das Rundfunkgesetz" und das "Heimtückegesetz" zum Tode verurteilt. Die Laien bekommen Zuchthausstrafen. Ein Gnadengesuch des Osnabrücker Bischofs bleibt unbeantwortet. Auch die Intervention von Papst Pius XII. zugunsten der Geistlichen findet kein Gehör. Im Gefängnis von Hamburg-Holstenglacis werden sie am 10.11.1943 um 18.00 Uhr im 3-Minuten-Takt nacheinander durch das Fallbeil hingerichtet, Eduard Müller zuerst; eine Beisetzung erhalten Müller und Prassek nicht, ihre Asche wird verstreut.
Am 26. November 2004 wurde durch den Hamburger Erzbischof Dr. Werner Thissen das Seligsprechungsverfahren für die drei katholischen Lübecker Geistlichen eingeleitet, das natürlich durch den vierten Märtyrer, den evg. Pfarrer Stellbrink, eine ökumenische Dimension besitzt.
Am 25. Juni 2011 erfolgte die feierliche Seligsprechung auf der "Promenade" in Lübeck, am Ort ihres früheren Wirkens, der Herz-Jesu-Pfarrei.
Eine angemessene Gedenkstätte der Märtyrer ist schon jetzt die Krypta der Lübecker Herz-Jesu-Kirche. Lübecker Straßen wurden nach den vier Hingerichteten benannt. Am Gefängnis in Hamburg-Holstenglacis wurden Gedenktafeln für die vier Geistlichen angebracht und auf der Straße "Stolpersteine" gesetzt. In Eduard Müllers Geburtsstadt Neumünster wurde ein Pfarrzentrum nach ihm benannt.
Die klementinische Gemeinschaft hält das Andenken an ihren ehemaligen Schüler Eduard Müller seit Jahrzehnten lebendig. Auf unsere Initiative hin hat die Stadt Bad Driburg mit einstimmigem Ratsbeschluss im Januar 2009 eine Straße auf den Namen ihres zeitweiligen Bürgers umgewidmet in "Eduard-Müller-Weg". Auch in Warstein-Belecke wurde im September 2011 eine Gedenkplatte für Eduard Müller vor der Kreuzkapelle, die seinerzeit den Klementinern als Hauskapelle diente, angebracht. Im September 2014 wird an der Waldkapelle des Clementinums in Bad Driburg ein Gedenkstein für Eduard Müller eingeweiht.
Der jährliche Gedenktag der Lübecker Märtyrer ist seitens des Vatikan auf den 25. Juni (Tag ihrer Seligsprechung) festgelegt worden, da an ihrem Todestag, dem 10. November, der liturgische Kalender schon den Gedenktag des Hl. Papstes Leo d. Großen vorsieht, der nicht verdrängt werden sollte.
Artikel und Bilder zum Thema "Eduard Müller und das Clementinum" finden Sie auch in unserem Hausjournal "Blickpunkt Clementinum", dessen Online-Ausgabe in diese Homepage eingestellt ist:
Eine hervorragende Internetseite zu den Lübecker Märtyrern wurde vom Erzbistum Hamburg eingerichtet, in die wir auch unsere Informationen zu Eduard Müller haben einstellen lassen: www.luebeckermaertyrer.de
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